blutundkaffee

zärtliches brandeisen.

untitled 83

Nachtrag M, Thailand, Dez 2014

wer du bist, wer ich bin
Welt 1, Welt 2
deine Wände
komme, was hineinwolle
und darf ich dann morgen, bitte
alles kaputtmachen?

heute mache ich zu,
Käfigfisch.
sei mir versklavt, ergib dich,
anders ertrage ich es nicht.

heute Wildnis an der Schnur gezogen.
es öffnete sich ein Land
mit Licht und Internet
unsere Großmütter kannten sich
so fühlt sich das an

zeichnete ein Bild von unserem
ungeborenen Sohn
so fühlt sich das an
wie immer 1, wie immer 2.

untitled 82

warte noch.
ich kann nicht immer sagen, dass ich schlafe oder dass
ich habe das alles so sehr verlernt, ich kenne mich selbst nicht mehr. etwas anfassen, wie. wie soll ich erst etwas auslösen können. nein, bitte, warte noch. (das kann ich doch nicht einfach so sagen: warte noch, komm in einem Monat wieder, dann sind meine Haare länger und ich hab mich besser im Griff, im Alltag. und weniger in der Nacht. es ist so viel Zeit vergangen, ich hab nachgesehen, es sind Jahre.)
wirklich, ich
ehrlich? wenn ich ehrlich bin (dann ist es nicht mehr, wie früher. und ich glaube nicht, dass es auch nur irgendwie wieder so sein würde, wie früher. es wird nie mehr SO sein. ich versuche, darüber nachzudenken, ob ich d
ich versuche, es mir vorzustellen. es explodiert nicht. ich f
letzte Woche, als du mir die Nachricht geschickt hast, ob ich noch wach bin, so, wie du es immer tust, da habe ich die Nachricht gehört. ich habe gar nicht geschlafen, aber ich war kraftlos und müde. das Telefon lag auf einer Seite des Bettes, ich war auf die andere Seite gedreht. ich habe vermutet, dass du das bist. ich habe mich meiner Müdigkeit ergeben und schlief bald ein. früher wäre ich aufgesprungen und mir die Fotze rasieren gelaufen.)
also, wenn ich ehrlich bin, dann will ich dich garnicht. ich will aber wissen, was diese Jahre mit dir gemacht haben. ich bin neugierig auf das Gesicht, ob es gealtert ist, wie es gealtert ist. ich will versuchen, zu spüren, ob du anders geworden bist, du wirst mir wie immer nichts von dir zeigen, aber ich will es versuchen, wie damals. das macht doch etwas mit einem, da reibt sich ja Luft dran, oder anderes Zeug, nichts geht einfach so ohne Spur. und ich will diese Spuren, ich will dich untersuchen, ich will ganz aufmerksam sein und erforschen, wie du jetzt bist. ob du jetzt auch ruhiger bist, wie ich. vielleicht denkst du dir ja auch manchmal what the fuck for. das, dieses Rätsel, das macht mich fast schon geil, dieses Spiel zwischen uns ist wirklich zu etwas geworden, das jetzt vielleicht sogar kurz vor einem Showdown steht. weil, so, wie ich geworden bin, (so wird das wohl das letzte Mal sein. und vielleicht bist du entgegengesetzt von meiner Entwicklung in die Schrulligkeit ein
nein. egal, das ist egal, wer du bist, das hatte mir immer egal zu sein, ich will nur sehen, ich will es nur sehen und anfassen und untersuchen. entschuldige. das klingt schrecklich.)

du bist eine ergiebige Muse.
vielleicht in einem Jahr, da sind meine Haare länger.
Säue lieben Juwelen.

(und ich beginne vielleicht alles neu, hier. und die alten Schmalztexte nach und nach überarbeiten, oh lord, ist das alles triefend, das muss man doch
war ich das wirklich einmal?  es ist mir vieles schrecklich peinlich. bitte Geduld.)

untitled 81

Da, wo deine Finger waren, ist jetzt Erde.
Da, wo deine Wolken waren, schlafen Käfer.
Und du wartest auf eine Stunde im nächsten Jahr.
Oder im Übernächsten.

Irgendwann werden da Bäume sein, und Tiere, die dich nicht kennen,

goodbye, baby, goodbye.

untitled 80

Ich sitze auf dem Fußboden, gekrümmt, so findest du mich und hättest mich beinahe nicht erkannt, oder, nicht so erkennen wollen, mich nicht so sehen wollen.

Fünf neue Schnitte hat man in mich gemacht. Du würdest schon beim Anblick des Zweiten ins Wanken geraten. Oder, wer weiß, vielleicht bist du einer von jenen, die das schön finden, diese Ästhetik schätzen – etwas Zerschlissenes, etwas Kaputtes, wo die Perfektion gestört ist, wo es nicht mehr rund läuft, wie: ein angeschossenes Reh, ein angeschlagener Baum.

Sitze ich auf dem Fußboden, lecke meine Wunden, knurre, als du dich näherst. Über einen warmen, frisch genähten Schnitt zu lecken, eine gute, eine liebevolle Notwendigkeit. Es sei spät, sagst du. Ich habe viel geschlafen, in den letzten vier Tagen, sage ich, ich habe viel geträumt, ich träumte, dein Geschlecht in den Mund zu nehmen, aber es war ganz entkoppelt von dir, war gar nicht an dir dran und war ganz gräulich, bläulich, aber wie hart es wurde, unter meiner Berührung, so als wäre es sogar mehr als lebendig, das hat mich sehr erregt.

Schnitt Sechs. Du setzt dich zu mir auf den Fußboden, sagst nichts, kein Wort. Ich lasse dich zusehen. Vertrauen ist einfach. Ich lasse dich in mich hineinsehen, soweit du es ertragen kannst. Bald beruhigst du dich und schläfst neben mir ein.

untitled 79

Ein Tropfen geronnenen Blutes baumelt aus der Kniekehle wie ein Gaumenzäpfchen.
Das Gefühl der Macht, wenn man Ästhetik über Moral stellt, ist einfach wundervoll. Der Blick wird klar, der Atem ruhig, das Sein friedlich. Nichts stört.
Wahre Helden sterben nicht. Oh Lars, oh May. Eure Körper hängen von der Zimmerdecke über meinem Bett, eure ruhelosen Geister suchen mich heim. Für alle Zeit will ich die willige, verkrüppelte Geliebte sein.

Mit seiner Handfläche drückte er den Saphir auf meine blanke Brust, mit viel Gewicht, den blauen Stein tief in die Haut. Das bedeutete mir viel.