untitled 80

Ich sitze auf dem Fußboden, gekrümmt, so findest du mich und hättest mich beinahe nicht erkannt, oder, nicht so erkennen wollen, mich nicht so sehen wollen.

Fünf neue Schnitte hat man in mich gemacht. Du würdest schon beim Anblick des Zweiten ins Wanken geraten. Oder, wer weiß, vielleicht bist du einer von jenen, die das schön finden, diese Ästhetik schätzen – etwas Zerschlissenes, etwas Kaputtes, wo die Perfektion gestört ist, wo es nicht mehr rund läuft, wie: ein angeschossenes Reh, ein angeschlagener Baum.

Sitze ich auf dem Fußboden, lecke meine Wunden, knurre, als du dich näherst. Über einen warmen, frisch genähten Schnitt zu lecken, eine gute, eine liebevolle Notwendigkeit. Es sei spät, sagst du. Ich habe viel geschlafen, in den letzten vier Tagen, sage ich, ich habe viel geträumt, ich träumte, dein Geschlecht in den Mund zu nehmen, aber es war ganz entkoppelt von dir, war gar nicht an dir dran und war ganz gräulich, bläulich, aber wie hart es wurde, unter meiner Berührung, so als wäre es sogar mehr als lebendig, das hat mich sehr erregt.

Schnitt Sechs. Du setzt dich zu mir auf den Fußboden, sagst nichts, kein Wort. Ich lasse dich zusehen. Vertrauen ist einfach. Ich lasse dich in mich hineinsehen, soweit du es ertragen kannst. Bald beruhigst du dich und schläfst neben mir ein.