blutundkaffee

zärtliches brandeisen.

Monat: September, 2013

untitled 69

Dunkelheit, und eine Tür zwischen dir und mir, meine Hand, seltsam fremde Hand (liegt auf der Schnalle), Atem (meiner), Lidschlag (meiner, langsam), etwas stolpert und überschlägt sich (Gedanke, meiner, blitzt), die seltsame Hand drückt den Griff, das Schloss springt auf, die Hand umfasst den Griff mit Kraft (mit meiner), reißt die Tür auf, und da stehst du nun.

Gedanke, Blitzt: Ich greife nach dir wie nach einem Ast in der Strömung, ziehe an deiner Kleidung, dich mir entgegen, über die Schwelle, in den Raum, lasse die Tür in einer Vierteldrehung und Ellenbogen zufallen, Dunkelheit. Blitz, deine Lippen prasseln auf mich, Schauer. Vierteldrehung, Hände unter Bluse (meiner). Was, bin das noch ich, oder hast du mich schon fast befreit, von dem, was ich ohnehin nicht mehr sein wollte. Was. Atem (deiner) wühlt sich am Hals entlang, hinauf zu der Stelle hinter meinem linken Ohr, die ich nie zuvor mit eigenen Augen gesehen habe. Hier markierst du. Sie gehört nun dir.
Dann: Blitz, Vierteldrehung, Schritt zurück. Etwas kracht gegen die Tür (mein Rücken), ich habe keine Hand frei, um nach der Schnalle zu tasten, sie haben sich in deinen Haaren verlaufen, finden nicht mehr hinaus. Fluchtweg versperrt und da hast du mich eingeholt, Hände an Schultern (meinen), Rabenkopf (deiner), Wangennochen an Schlüsselbein, Landung, Blitz, Schlag (Herz, meines), dann: Stille.

Hand (meine), umfasst Türschnalle, drückt den Griff, das Schloss springt auf, die Hand umfasst den Griff mit Kraft, reißt die Tür auf, Dunkelheit. Atem (meiner), Augen (meine) sehen nichts. Ich (immer noch) schließe die Tür.

untitled 68

Die Lösung ist simpel. Ich glaube nicht an Graustufen. Jede noch so undurchsichtige und scheinbar solide Substanz entpuppt sich bei genauem Hinsehen als eine dichte Anordnung schwarzer und weißer Punkte. Jeder davon ist eine Entscheidung, die du selbst fällen kannst, lässt du dich bewusst auf diese Arbeit ein. Und plötzlich fährt deine Hand durch Barrikaden wie durch Butter, und du schreitest hindurch, alles überblickend, mit tausenden von Augen.

Die Lösung ist simpel. Liebst du jemanden, willst du, dass es ihm gut geht. Alles andere erscheint dir nicht logisch. Deine Hände sind groß, sind dunkelblaue Flügel und du breitest sie schützend über den Kern des Objektes deiner Tagträume und Leidenschaften. Die Liebe macht dich zu einem steinernen Schutzschild. Hart wirst du und unnachgiebig. Hell, stolz und unverwundbar. Und schwebst in Sphären. Und du wirst immer größer, deine Flügelspannweite immer ausladender, und du entfernt dich, um genug Raum zu lassen für den ungestörten Wachstum des geliebten Keimes. Siehst zu, beobachtest, lässt nicht aus den Augen, stumm und aus der Ferne. Freiheit ist ein Mythos. Aber vielleicht braucht es diese Freiheit garnicht, denn du fühlst dich gut in der Verbundenheit. Sinnsuche und Sinnfindung liegen oft erstaunlich dicht bei einander.

Und doch: Ich zweifle, also bin ich jemand, der zweifelt. Ich halte mich selbst stets gleichzeitig für die beste und die schlechteste aller möglichen Welten. Wie oft in der Sekunde das Bild von Weiß auf Schwarz und wieder zurück wechselt, weiß ich nicht genau, und so entsteht eine Graustufe, eine Barriere, in deren Mitte ich – als wäre ich im Inneren eines Berges eingemauert – zu verharren gezwungen bin. Du kannst alles haben, denn du verdienst das Alles, und ich kann dir alles sein und alles Nichts sein. Ich bin das beste Mädchen und die falscheste Entscheidung. Und im Grunde habe ich nur Angst, dass du schon immer den soliden Berg gewollt hast, der dich hält, ich mich jedoch als Schlucht entpuppe, die dich makellos weich und auf liebevollste Weise zu umhüllen versteht, während du fällst, unendlich weit, unendlich tief, gleichzeitig am Ziel bist und im Nirgendwo.

Und letztendlich ist alles simpel. Die Lösung ist die Lösung, die Frage ist die Frage, der Zweifel ist die Stärke, der Berg und die Schlucht sind einerlei, das Nichts und das Alles, in mir vereint, unter meinen Flügeln, im Kern des Keimes, der du für mich bist. Das ist die Liebe und jede noch so kleine Entscheidung ist von ihr umhüllt und durchdrungen.